Bericht über die OOP-Konferenz 2012 - dritter Tag
Montag, 13. Februar 2012 um 12:29 von Marco Emrich in Aktuelles
Mit einiger Verspätung folgt nun doch noch der dritte und letzte Tag meines OOP-Berichtes.
An diesem Tag wollte ich auf keinen Fall etwas verpassen und hatte die Generalprobe meines zweiten Vortrags schon am Vorabend absolviert. So bot sich mir die Möglichkeit, den Vortrag von Markus Völter zu besuchen. Sein Vortrag DSL Design war überaus interessant für mich, war er doch mit meinem eigenen Vortrag thematisch sehr nahe verwandt. Bemerkenswert war seine offene Art, mit der er das komplexe Thema praxisnah und ohne Beschönigungen darlegte. Hier ein paar Beispiele:
DSLs haben immer auch einen Tradeoff.
Was declarative eigentlich bedeutet weiß keiner so genau. Das ist was für 'nen Informatiker-Stammtisch.
Vergessen Sie die Formeln. Wir wollten ein Paper schreiben und da mussten halt noch ein paar griechische Buchstaben rein :)
Direkt im Anschluß hielt ich dann meinen eigenen Vortrag interne DSLs in Ruby, der auf ein kleines (15-20 Teilnehmer), aber hochmotiviertes Publikum traf. Das zeigte sich dann auch im Feedback der Evaluationsbögen, das ausschließlich sehr positiv war.
Leider hatte Jörg Bächtiger seine Präsentation Wie fälsche ich Metriken? zur gleichen Zeit. Er hatte mir zuvor schon Teile seiner Präsentation auf dem Notebook gezeigt und ich bin sicher, es wäre mein Konferenz-Highlight geworden. Der Aufwand, den Jörg in seine Präsentation gesteckt hat, ist jenseits von allem, was ich sonst gesehen hab. Er beginnt mit einem Video. Danach ist jeder Klick und jede Animation zielgenau synchronisiert.
Die Zukunft liegt in den Wolken
Ein leckeres Mittagessen später nutze ich dann die Gelegenheit, mir Stefan Tilkovs und Oliver Wolfs Präsentation über das aktuelle Hypethema "Cloud fürs Unternehmen" anzusehen. Wie üblich bei Stefan, war der Vortrag sehr klar und direkt – dieses Mal aber auch sehr polarisierend, z.B.:
Sie können nicht ernsthaft glauben, dass in der Cloud nicht die Zukunft liegt! - Stefan Tilkov
Barrierefreiheit ist eine gute Ausrede, um eine vernünftige Architektur durchzubekommen. - Stefan Tilkov
Eine hässliche Website - also eine, die vom Programmierer gestaltet wurde ... - Stefan Tilkov
Im Web ist das Wissen angekommen, dass sich nicht alle Probleme am besten mit nur einer Programmiersprache wie Java erschlagen lassen. Die Zeit der Monokulturen ist vorbei! - Stefan Tilkov
Keine große Webanwendung setzt auf kommerzielle Software. Wenn Sie also nicht auf OpenSource setzen - was wissen Sie besser als Google oder Facebook? - Stefan Tilkov
Eine lebende Legende
Ganz besonders gefreut hatte ich mich auf die Keynote von David Parnas - einem Wegbereiter der objektorientierten Programmierung. Endlich sollte ich die Chance bekommen, eine lebende Legende live zu sehen.
Herr Parnas stellte dann mit Making Architecture Meaningful unter Beweis, dass er auch mit über 70 Jahren immer noch bei Spitzenthemen der Software-Entwicklung mitreden kann. Dass er dabei ein wenig chaotisch zwischen überladenen Folien hin und her sprang und am Ende noch dreiviertel davon ungezeigt blieben, konnte ihm das Publikum problemlos verzeihen. Dagegen entschädigte er uns mit witzigen Anekdoten aus seiner langjährigen Berufspraxis.
One have to understand the difference between an abstraction and a lie. Especially scientists should. - David Parnas
Nobody has the money for an infinite stack. - David Parnas
I have never done a software design that hasn't been improved by a review. - David Parnas
Nach der Keynote nutzte ich die Chance, mir noch ein wenig die Ausstellung anzusehen. Dort gab es ein paar interessante Dinge zum Bestaunen und Ausprobieren - z.B. Entspannungssessel, eine Profi-Pokerrunde und eine Flugdrohne, die sich mit dem IPhone steuern lässt.
All Night Long
Den krönenden Abschluss des Tages stellte die Pecha Kucha-Night dar. Bernd Schiffer und Martin Heider führten durch das Programm dieser unterhaltsamen Veranstaltung. Unglaubliche 11 Sprecher waren dem Ruf der beiden gefolgt. Herauszuheben ist beispielsweise die Pecha Kucha von Eberhart Wolf, der es geschafft hat in den sechs Minuten einen sehr guten Überblick über Google Dart zu geben. Sehr berührt hat Johanna Rothman mit Creating an Adaptable Life, in dem sie uns einen sehr persönlichen Einblick in die Veränderungsprozesse ihres Lebens bot.
Testen ist das 11. Gebot. So wie: Du sollst Zähne putzen! - Jens Schauder
Maven kann nur einsetzen, wer leidensfähig ist. - Halil-Cem Gürsoy
Ich bin fertig. Ihr habt nicht mit euren IPhones geworfen. Schade. - Halil-Cem Gürsoy
... wie in den Coachingspielen, wo einem hinterher der Trainer erklärt, warum das jetzt keine Zeitverschwendung war. - Jens Coldewey
Das war die OOP 2012 für mich. Tag 4 und 5 konnte ich, wegen akuter Zeitnot, leider nicht mehr besuchen. Die drei Tage haben sich aber auch mehr als gelohnt, um wieder neu Impulse zu bekommen und interessante Gespräche zu führen. Herzlichen Dank dafür an Jutta Eckstein und das Team von Sigs-Datacom.
Tags: Konferenz , OOP , oop2012