Zweiter Tag der Seacon 2011
Sonntag, 03. Juli 2011 um 12:21 von Marco Emrich in Aktuelles
ifs are evil
Der zweite Tag startete um 9:00 mit hanseatischer Pünktlichkeit. Mit gut gewählten Metaphern gab Jörg Bächtiger seinen Zuhörern einen spannenden Einblick in die Welt der Architekturprinzipien. So illustrierte z.B. ein Dr. Evil die "Boshaftigkeit" von if-Statements. Herr Bächtiger gab einen Überblick über altbekannte Prinzipien wie z.B. SRP, OCP, lose Kopplung - hohe Kohäsion und zeigte deren Zusammenhänge auf. Die Wahl der Metapher und die gelungenen Codebeispiele machten den Vortrag mehr als sehenswert. So konnte ich auch die ein oder andere Anregung für meine eigene Arbeit aufgreifen. Insbesondere hab' ich mir vorgenommen, seinem Beispiel zu folgen und die zyklomatische Komplexität meines eigenen Codes weiter zu reduzieren.
Applaus für die Hellseher
Danach warfen Holger Koschek, Carola Lilienthal, Jochen Meyer, Bernd Oestereich und Henning Wolf einen Blick in die Glaskugel und erspähten folgende Thesen (frei aus meiner Erinnerung):
- Den DSLs gehört die Zukunft
- es wird ein Zeitalter der Standards geben
- Software muss einfacher werden
- die Zukunft überfordert uns
Die anschließende Fischbowl-Diskussion hatte Bernd Oestereichs Überforderungsthese zum Thema. Es mangelte nicht an reger Beteiligung aus dem Publikum. Leider driftete die Diskussion schnell ab und widmete sich eher politischen Themen. Dennoch zeigte sich Fischbowl abermals als tolles Format, bei dem ständig wechselnde Sprecher immer wieder neue Impulse einbringen.
Welchen Knopf würden Sie drücken?
Nach weiteren lebhaften Diskussionen in den OpenSpace-Arbeitsgruppen und dem dringend nötigen Mittagessen freute ich mich auf die Keynote von Prof. Dr. Wallach, den ich noch aus meiner eigenen Studienzeit kannte. Usability Engineering: Theoretische Grundlagen und praxisorientierte Realisierung überzeugte mit authentischen Bildern und lustigen Videoeinlagen. Dass Usability Engineering einen sehr realen ROI erbringt, ist sicherlich eine der Kernthesen, denen sich jeder bewusst werden sollte.
Neues vom Zahlenwerk
Nach der Keynote hatte ich abermals die Qual der Wahl und entschied mich für den Vortrag von Klaus Marquardt, der sich mit Metriken in Projekten auseinandersetzte. Herr Marquardt nahm kein Blatt vor den Mund, wenn es darum ging, vor dem Missbrauch von Metriken zu warnen. Allerdings konnte er auch nützliche Einsatzszenarien für Metriken benennen, von denen jeder Projektleiter profitieren könnte. Ein seiner Ideen ist es z.B., Metriken als Botschafter einzusetzen, wenn sich niemand traut, das vielleicht Offensichtliche auszusprechen. Einer Metrik kann man nicht böse sein :) Insgesamt ein spannender Vortrag mit einem hohen Neuigkeitswert.
Das Ende naht
Endstation Code-Monkey, der steinige Weg zum Softwarecraftsman von Raimon Dworack und Christian Martensen stand ganz unter dem Motto der Konferenz - Software Engineering als Handwerk. Ein Streifzug durch die Prinzipien von Katas, Dojos und anderen Übungszenarien ermutigte die Teilnehmer, immer weiter an den eigenen Fähigkeiten zu arbeiten. Keine noch so lange Berufserfahrung erlaubt es, auf stetiges Lernen zu verzichten.
Den gelungenen Abschluss bildete dann der zweite "Pecha Kucha"-Block. Meist amüsant und kurzweilig, wie z.B. Holger Koscheks Die Feuerwehr - ein agiles Team, hin und wieder aber auch hochinformativ, wie Georg Leyhs Integration Babylon wussten diese Lightning Talks das Unterhaltsame mit dem Lehrreichen zu verbinden.
Damit neigte sich der zweite Konferenztag dem Ende zu. Gerne wäre ich für den dritten Tag - den Architekturtag geblieben. Leider konnte ich meinen Terminkalender nicht überreden.
Ich hoffe nächstes Jahr wieder dabei zu sein, wenn frischer Seewind erneut nach Norden lockt...
Tags: Konferenz , Seacon , Seacon 2011