1&1 DSL Flatrate: Nicht wirklich und nicht für jeden...?

Dienstag, 28. Juni 2011 um 00:52 von Thorsten Schneider in Dies und das
Mein Blogbeitrag über meine jüngsten Erfahrungen mit dem Internetprovider 1&1 hat einige Resonanz hervorgerufen. Es scheint doch etliche Leute zu geben, die mit dem Kundenservice von 1&1 nicht die besten Erfahrungen gemacht haben. Am meisten schockiert hat mich aber die folgende Story, die mir einer unserer ehemaligen Absolventen berichtet hat:
Er hatte im Jahre 2005 eine DSL-Flatrate bei 1&1, die er recht eifrig nutzte, u.a. weil er beruflich im Netz unterwegs war und größere Mengen an Daten tranferieren musste. Sein Transfervolumen lag einige Monate lang bei über 90 GB pro Monat.
Das war 1&1 offenbar ein Dorn im Auge. Und versuchte umgehend, den unliebsamen Kunden loszuwerden.
Das ging so:
Er erhielt einen Brief, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er das Netz von 1&1 derart stark strapaziere, dass es sich für 1&1 nicht rechne.
Außerdem könne man ihm auch nicht den Wechsel in einen neuen, günstigen Flatrate-Tarif anbieten, und so würde er mehr zahlen müssen, als heute eigentlich nötig sei.
Man habe aber ein äußerst attraktives Angebot für ihn: Wenn er von sich aus kündige und zu einem anderen Internetprovider wechsle, würde 1&1 nicht auf der Einhaltung der Mindestvertragsdauer bestehen und ihm außerdem noch eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 100 Euro zahlen!
Kommentar:
Das ist ja schon sehr befremdlich: Der Kunde hat eine DSL-Flatrate gebucht, die auch als solche beworben wurde, und dann nur von seinem guten Recht Gebrauch gemacht, diese Leitung auch intensiv zu nutzen. Aber offenbar ist die 1&1-Flatrate gar keine echte Flatrate, denn sie gilt nur solange man sie nicht wirklich (aus)nutzt ...
Dabei ist doch klar, dass Flatrate-Angebote prinzipiell auf einer Mischkalkulation basieren: Ich vermute mal, dass es eine Gauß'sche Verteilung gibt, mit wenigen Kunden, die kaum IP-Traffic generieren, einem Peak an Kunden, die mittelmäßig viel Traffic erzeugen und wiederum nur wenigen Kunden, die sehr viel Traffic erzeugen.
Warum kommt man nun auf die Idee, die Kunden am rechten Ende der Kurve zu vergraulen? Dabei kann es im wesentlichen nur um Profitmaximierung gehen.
Und das macht das Ganze sehr unehrlich. Wenn ich einen Flatrate-Tarif anbiete, dann muss ich auch dazu stehen, ohne wenn und aber.
Der eigentliche Hammer kommt aber noch: In dem beigefügten Kündigungsformular ließ sich 1&1 folgendes bestätigen:
Ich bestätige ausdrücklich, zukünftig keinen DSL Flat Tarif von Unternehmen der United Internet Gruppe mehr zu bestellen.
Da bleibt mir echt die Luft weg. Das geht ja gar nicht, oder was meint Ihr?
Ich stelle mir vor, wir würden das mit unseren Fernstudenten so machen.... wer gar zu viele Fragen stellt, wird mit 500 Euro dazu überredet, sein Fernstudium zu kündigen und darf sich bei uns nie wieder blicken lassen ... Das wäre doch Mobbing der übelsten Art, oder?
Fassungslos,
DokSchneider
PS: Nun ist diese Geschichte zugegebenermaßen schon ein paar Jahre her. Vielleicht hat Herr D'Avis sich ja inzwischen eingeschaltet, und solchem Treiben Einhalt geboten ...?
Kommentare
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sbergmann
am Mittwoch, 29. Juni 2011, 11:54
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Thorsten Schneider
Im Falle von 1&1 bestehen diese Kosten sicherlich vor allem in den Gebühren, die 1&1 an die Telekom zahlen muss. Ansonsten muss man natürlich berücksichtigen, dass die Backbone-Betreiber mit dem Geld für IP-Traffic ihre Infrastruktur (Router, Backbones, Rechenzentren) finanzieren müssen. Ich mag glauben, dass ein Reseller ab einem bestimmten Transfervolumen draufzahlt, aber das muss dann ja Bestandteil meiner Mischkalkulation sein. 90 GB Transfervolumen pro Monat entsprechen übrigens lediglich 13,9% des rechnerisch bei einer 2 Mbits/s-DSL-Leitung möglichen Volumens. Das liegt nämlich bei sage und schreibe 648 GB! Das bedeutet, das man seine Leitung nicht mal zu 14% auslasten darf ...
am Mittwoch, 29. Juni 2011, 12:14
Ich frage mich eigentlich, welche Kosten ein GB Traffic tatsächlich verursacht.
Meinem Verständnis nach Strom im RZ für Server und Betrieb und anteilig die Hardware die zwangsläufig vorhanden sein muss.
Hmmm.