Erstkontakt mit der Creative Suite 5 am Mac
Donnerstag, 01. Juli 2010 um 16:46 von Frank Schad in Webdesign
Letzte Woche brachte der Postbote endlich die heißersehnte Creative Suite 5 Master Collection. Doch bereits beim Auspacken und der darauffolgenden Installation auf meinem iMac begann die anfängliche Euphorie nach und nach einer gewissen Verständnislosigkeit zu weichen.
- Die Installation neuer Software dauert am Mac i. d. R. ein paar Minuten, die Installation des kompletten Betriebssystems etwa eine halbe Stunde. Die Installation der Crative Suite 5 Master Collection dauert knapp zwei Stunden, während deren natürlich die DVDs gewechselt werden müssen und unzählige Internetverbindungen hergestellt werden. Warum?
- Für die Softwareinstallation gibt es am Mac Standardroutinen mit einem systemeigenen Installationsprogramm, mit dem jede/r Mac-Benutzer/in vertraut ist. Die Crative Suite 5 kommt mit einem Adobe-eigenen Installer mit einer komplett anderen, wenig intuitiven Oberfläche. Die Installation von Acrobat hingegen erfolgt durch einfaches Drag & Drop. Warum?
- Das erste, was beim Start der neuen Adobe-Programme ins Auge fällt, sind die neu gestalteten, asymmetrischen Startbildschirme: Polygonale Möbiusbänder, die aussehen, als hätte sie die Adobe-Lohnbuchhaltung nach einem feuchtfröhlichen Betriebsausflug ins Escher-Museum entworfen.
- Photoshop CS5 startet standardmäßig im 64-Bit-Modus. Doch nicht alle Plug-ins sind 64-Bit-fähig. Dadurch stehen zahlreiche Filter plötzlich nicht mehr zur Verfügung. Abhilfe schafft man, indem man Photoshop im 32-Bit-Modus startet (entsprechende Checkbox im Finder-Infofenster aktivieren), dann stehen die Filter wieder zur Verfügung.
- Am Mac gibt es ein systemeigenes, HTML-basiertes Hilfesystem, in das jeder Softwarehersteller seine Hilfedokumente lokal oder online integrieren kann. Die Creative Suite 5 hingegen kommt mit einem eigenen Help-Viewer, der genau das gleiche tut, mit ein paar kleinen Unterschieden: er ist furchtbar langsam, verbindet sich beim Starten mit X verschiedenen Servern und lädt erst einmal alle Hilfedokumente auf die lokale Festplatte. Danach stürzt er ab. Eine Navigation fehlt. Warum?
- Für Software-Updates von Drittherstellern gibt es am Mac schon lange einen Quasi-Standard: Das kleine, einfach zu bedienende, verlässliche und vor allem unaufdringliche Sparkle-Framework. Adobe jedoch kommt mit einem schwerfälligen, selbstgestrickten Updater, der nach Windows-Manier erwartungsgemäß gleich das ganze System übernehmen will. Er klinkt sich als omnipräsenter Wächter in die Menüleiste ein, auch wenn gar kein Adobe-Programm geöffnet ist. Dieses Verhalten muss erst manuell in den Voreinstellungen deaktiviert werden. Warum?
- Adobe hat sich schon immer geweigert, auf Programme von Drittherstellern zurückzugreifen, sondern lieber alles selber gemacht und dabei immer wieder das Rad neu erfunden. Trotzdem installiert die Creative Suite 5 nun plötzlich ungefragt im Hintergrund den freien Notification Manager Growl, auf den auch andere Programme zugreifen können. Wer das nicht weiß, bekommt u. U. plötzlich unzählige Hinweise und Warnungen unterschiedlicher Programme auf seinen Bildschirm. Growl muss manuell deinstalliert werden. Ein Mitarbeiter von Adobe hat sich dafür mittlerweile auf dem Adobe-Blog entschuldigt.
Mal sehen, wie die Neuerungen in den einzelnen Programmen ausfallen und wie die Arbeit damit vonstatten geht.
Tags: Adobe , Photoshop , Creative Suite , Master-Collection , CS5
Kommentare
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WBergt
am Montag, 05. Juli 2010, 10:47
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Thorsten Schneider
Ich denke, dass Adobe damit die Entwicklung seiner Software für verschiedene Betriebssysteme vereinheitlichen und vor allem billiger machen will, in dem die betriebssystemspezifischen Besonderheiten konsequent vermieden werden. Irgendwann wird sicherlich noch Linux als unterstütztes System dazu kommen. Oder es gibt eine faustdicke Überraschung und Adobe zaubert auf einmal ein eigenes OS aus der Tasche?
am Dienstag, 06. Juli 2010, 00:57
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Thomas Gauck
Meine Meinung:
Sehr übel in der CS5 ist das Zusammenspiel mit zwei Monitoren, in den alten Versionen ging das perfekt. Jetzt springen Reiter aus den Paletten, lassen sich nicht mehr zurückbringen, teilweise noch nicht mal mit der Maus greifen.
Ein Trauerspiel.
Bridge ist wieder etwas gereift - verfügt nun über ausgefeiltere Präsentationstechniken. Die Verwendbarkeit von Raw-Smart Objects ist großartig gelungen.
Insgesamt erscheint mir aber der Hype um jede neue Adobe-Version seit CS3 als zu überzogen. Die Produktmanager bei Adobe scheinen nach Feature-Vorschlag bezahlt zu werden.
Ich habs irgendwo schon mal gesagt: Es sind fast immer keine Performance-Vorteile; Jedes noch so raffinierte Composing lässt sich auch mit der CS2-Version erstellen.
Ich wäre aber Adobe dankbar, wenn die Entwicklung mal Richtung Stabilität gehen würde, die ist teilweise sehr mürbe. Gewisse Tools sind noch aus der verstaubten Uraltkiste und benötigen dringend eine Überholung.
am Montag, 12. Juli 2010, 22:13
Vielen Dank für den Bericht.
Ich hatte so etwas eigentlich schon befürchtet, nachden mir klar wurde, dass Adobe nicht mehr die Möglichkeiten der Betriebssysteme nutzt, sonden seine eigenen flashbasierten Oberflächen immer rigider einsetzt.
Ich hatte zuerst CS3 für Mac und dann CS4 für Windows. Nach der ersten Freude, dass beides so ähnlich aussieht kam die Ernüchterung: Die Aqua-Elemente werden nur nachempfunden und nicht wirklich genutzt. Das Betriebssystem darunter hat seine Bedeutung verloren. Alles will Adobe selbst machen. Wo bleiben da die Vorteile des Mac?
Wohin das führt hast Du ja nun beschrieben.
Damit macht sich Adobe keine (Mac)Freunde.