An der Kaffeemaschine mit ... Claus Ludewig
Montag, 11. Juli 2022 um 10:00 von Robert von Heeren in An der Kaffeemaschine
Heute treffen wir an unserer virtuellen Kaffeemaschine Claus Ludewig. Er ist Social Media Redakteur bei einer Zeitschrift im Bereich Computer-Hardware und Gaming. Seine Tätigkeit ist angesiedelt im Bereich zwischen Content Marketing und Social Media Marketing. Er schildert Euch, welchen typischen Aufgaben und Herausforderungen ihm bei der Arbeit mit Sozialen Netzwerken begegnen. Dabei gibt er auch wertvolle Tipps für alle, die in die Arbeit mit Social Media einsteigen möchten.
Was begeistert Dich an Deinem Job als Social Media Redakteur am meisten?
Was mich am meisten begeistert, ist es immer am Puls der Technik-Zeit sein zu können und darüber für die Leserschaft schreiben und sich mit den Lesern austauschen zu dürfen.
Wie sieht dein Berufsalltag aus?
Morgens steht zunächst eine Runde Kurzrecherche auf dem Programm. Hierzu nutze ich vorwiegend Google News und sehe mir an, worüber im »Technik-Bereich« gerade im Internet geschrieben wird und welche Artikel dabei aktuell besonders weit oben bei Google ranken. Dann geht’s ins Tool Asana. Dort werden alle Ideen zu kommenden Artikeln aufbewahrt. Meine Kollegen und ich stellen hier möglicherweise interessante Artikel ein. Ich überprüfe also die tagesaktuelle Liste und suche mir einen Artikel aus, mit dem ich in den Tag starten möchte. Zu diesem Thema steht dann eine Recherche im Internet an. Was haben andere Webseiten dazu geschrieben? Gibt es aktuelle Beiträge zum Thema bei Youtube & Facebook? Wichtig ist hierbei die Auswahl von vertrauenswürdigen Quellen. Gerade in sozialen Netzwerken gibt es hierbei immer wieder Probleme, etwa weil keine Quellen angegeben werden oder weil einzig und allein versucht wird, zu provozieren, anstatt sich fundiert zu einem Sachverhalt zu äußern. Natürlich muss man zu einem Thema immer mehrere, voneinander unabhängige Quellen konsultieren. Aus den gewonnenen Eindrücken wird dann von mir ein eigener Artikel verfasst. Anschließend wird dieser Artikel in unser CMS eingepflegt und via Language-Tool — erneut — auf Rechtschreibfehler und Grammatik überprüft. Danach geht es daran festzulegen, wie die Überschrift formuliert und formatiert werden soll. Im nächsten Schritt suche ich noch passende Bilder und ein Video aus und lege fest, wo diese im Artikel erscheinen sollen. Als letzten Schritt kümmere ich mich noch um einen Aufmachertext (Teaser) zum Artikel, der dann in den sozialen Medien erscheint. Schließlich ist Social Media für mich eine Plattform, um auf meine Artikel zu verlinken und so vielleicht neue Leser zu gewinnen. Über den Arbeitstag verteilt entstehen auf diese Weise mehrere Artikel. Neben diesen selbstinduzierten Beiträgen gibt es auch fremdinduzierte Artikel, also Artikel auf Basis einer Pressemeldung oder eines Leserbriefs. Pressemeldungen zu neuen Produkten erreichen uns per E-Mail entweder direkt vom Hersteller oder von einer PR-Agentur, die im Auftrag des Herstellers arbeitet. Ob wir dann über die Pressemeldung berichten, entscheidet aber die Redaktion. Über den Tag verteilt, führe ich immer wieder Recherchen im Internet und in Social Media zu verschiedenen Themen durch. Natürlich haben alle Themen irgendeinen Bezug zu PC-Hardware, allgemeinen Technik-Gadgets oder zu Videospielen.
Welche typische Aufgabe, die in Deinem beruflichen Alltag als Social Media Redakteur häufig anfällt, erledigst Du besonders gerne?
Recherche zu Themen. Gerade die tagesaktuelle Recherche macht mir viel Spaß, da man sich so immer wieder Wissen aneignen kann.
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten muss jemand mitbringen, um im Social Media Marketing erfolgreich zu arbeiten?
Wichtig zu erwähnen ist, dass man bitte klar trennen muss. Ich bin Social Media Redakteur, wobei die Betonung auf dem redaktionellen Teil liegt. Daneben gibt es noch die Influencer, die Social Media Marketing betreiben. Bei den Influencern ist es wichtig, erstmal eine Community mit kostenlosen Beiträgen heranzuziehen. Im nächsten Schritt können Influencer dann an Unternehmen herantreten und mit ihrer Reichweite — also den Followerzahlen — versuchen, Werbepartnerschaften abzuschließen. Schließlich geht es für Unternehmen darum, dass ein Influencer mit großer Reichweite Werbung für ein bestimmtes Produkt macht. So wird der Influencer gewissermaßen zu einem Testimonial, wie man das auch aus der klassischen Werbung etwa von Thomas Gottschalk (Haribo-Werbespot) kennt. Natürlich erhält der Influencer für die »als Anzeige« kennzeichnungspflichtige Werbung Geld vom Auftraggeber. Entscheidend für die Auftraggeber ist vor allem die Zielgruppe und die Reichweite des Influencers. Irgendwann können Influencer selbst zur eigenen Marke werden. Schließlich sind Influencer als »selbstständige Arbeitnehmer« tätig. Ich selbst bin aber kein Influencer, sondern — wie gesagt — ein Social Media Redakteur, der im Medienhaus Computec Media angestellt ist. Zurück zur Frage: Ich denke, dass die Neugier ein notwendiger Baustein ist. Man muss sich immer wieder auf neue Themen einlassen und prinzipiell Neuem aufgeschlossen sein, das dürfte sowohl für Influencer, als auch für mich gelten. Ebenfalls wichtig ist mir der Umgang mit Kritik. Schließlich erhält man im Web, egal ob auf der eigenen Webseite oder in den sozialen Medien, immer wieder Kritik und muss lernen, damit umzugehen. Zudem ist Stressfähigkeit und Belastbarkeit wichtig. Pro Tag finden mehrere »Heftabgaben« statt, sprich es muss für mehrere Artikel recherchiert, dann geschrieben werden und schlussendlich findet die Veröffentlichung statt. Da ist man durchaus gut beschäftigt… Immer wieder wird es richtig arbeitsintensiv.
Was war in Deinem Beruf als Social Media Redakteur bisher die größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung war in meiner Ausbildungszeit als Volontär. Wie mir die Presseabteilung von LG mitgeteilt hatte, drehte sich der ganze Artikel von mir um ein Problem, das man via Software-Update am selben Tag bereits gelöst hatte. Folglich war der ganze Artikel mitsamt der Recherchearbeit umsonst, denn als der Artikel online ging, war das Software-Update bereits erhältlich. Herausfordernd war dann die Kommunikation, einerseits mit den Lesern und andererseits mit dem Hersteller LG. Schlussendlich entschloss ich mich, die Flucht nach vorn zu gehen und öffentlich zu machen, dass ich einen Fehler gemacht habe. Die Lektion daraus ist, dass man bei der Recherche immer mehrere unabhängige Quellen konsultieren muss und sich niemals zu stark nur auf eine Quelle verlassen sollte.
Wenn jemand den gleichen Karriereweg in Social Media wie Du einschlagen möchte — was würdest Du ihr/ihm für den Einstieg raten?
Für den Einstieg ist es einerseits wichtig, die sozialen Medien aktiv zu verfolgen und andererseits seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Schließlich muss man ersteinmal selbst Erfahrung sammeln, ehe man sich dazu entscheidet, Influencer oder Redakteur zu werden. Ich betone nochmals, dass Influencer und Social Media Redakteur zwei unterschiedliche Berufe sind, die nichts miteinander gemeinsam haben. Als Influencer macht man — stark vereinfacht — einfach nur Werbung bzw. Promotion für Produkte und versucht dies so authentisch wie möglich zu tun, um immer mehr Follower zu bekommen und letztlich Geld zu verdienen. Im Gegensatz dazu steht der Social Media Redakteur, der auf Basis journalistischer Grundsätze arbeitet. Hierbei geht es nicht um Werbung für Produkte, sondern um Artikel zu verschiedenen Themen. Social Media nutze ich hauptsächlich als Verbreitungsplattform.
Welches Soziale Netzwerk setzt Du ein, welches ist Dein Favorit und warum?
Häufig werden Facebook und Youtube eingesetzt. Zwar sind wir auch auf Instagram vertreten, doch die meisten Leser kommen auf Youtube und werden so oder via Google auf die Webseite respektive auf unser Unternehmen aufmerksam. Instagram ist durch den Fokus auf Bilder und Videos eher für visuelle Produkte wie Mode oder Reisen geeignet.
Wie sieht aus Deiner Sicht die Zukunft des Social Media Marketing aus? Zeichnen sich z. B. bestimmte Trends ab?
Aktuell läuft das chinesische Social Media Netzwerk TikTok sehr gut. Der Fokus auf kurze Videoclips passt offensichtlich perfekt für Zwischendurch. Zudem gibt es immer mehr Menschen, die — aus welchen Gründen auch immer — weniger Zeit zur Verfügung haben und daher nur schnell ein kurzes Video ansehen wollen. Immer mehr Nutzer wünschen sich kurze und prägnante Inhalte. Wie lange der Hype um TikTok anhält, kann nur die Zeit zeigen. Beim Instant Messenger Snapchat sieht man exemplarisch, dass so ein Trend auch schnell wieder verschwinden kann. Grundlegend geht’s bei Snapchat darum, dass gesendete Fotos, Videos etc. nur für eine bestimmte Anzahl an Sekunden beim Empfänger der Nachricht sichtbar sind, ehe diese automatisch gelöscht werden und nicht mehr abrufbar sind. Bereits im Jahr 2016 gab es über 100 Millionen Snapchat-Nutzer, die sich 10 Milliarden Videoclips angesehen haben. Allerdings lassen sich die vermeintlich zerstörten Inhalten mit Tricks jederzeit wieder aktivieren, Snapchat tut nur so, als ob diese Fotos, Videos & Co. nicht mehr abrufbar sind. Nachdem Snapchat mit den Spectacles eine eigene Brille mit Kamera herausgebracht hatte, folgte im Jahr 2017 der Börsengang. Snapchat wollte Großes erreichen. Im Jahr 2018 gab es dann — eine heftig kritisierte — Umgestaltung der App, sodass die Nutzerzahlen drastisch gesunken sind. Zwar existiert Snapchat noch immer, doch der einstige Hype scheint wohl vorerst vorbei zu sein.
Zum Schluss noch etwas ganz anderes: Was hat Dich im Internet zuletzt zum Lachen, Nachdenken oder Umdenken gebracht?
Ich bewege mich tagtäglich im Internet, besonders überrascht war ich von der tiefen Spaltung unserer Gesellschaft. In der aktuell weiterhin andauernden Coronavirus-Pandemie zeigt sich deutlich, wie groß die Gräben zwischen verschiedenen Gesellschaftsschichten und Persönlichkeiten sind. Es ist traurig mit ansehen zu müssen, wie es immer mehr Hass und unpassende Kommentare in Social Media gibt. Manche Leute vertrauen offenbar lieber dubiosen Quellen, als fachlich — aus seriösen Quellen — recherchierten Beiträgen. Ich hoffe inständig, dass die Gesellschaft wieder näher zusammenrückt und die »Ellbogen-Mentalität« über Bord wirft. Immer nur darauf zu schauen, was für einen selbst das Beste ist, bringt die Gesellschaft nicht weiter. Mehr Miteinander, statt Gegeneinander.
Kontaktmöglichkeiten zu Claus:
Wer sich für ein berufliches Weiterkommen im Social Media Marketing interessiert: Wir bieten eine Weiterbildung zum Social Media Manager, die bestens auf die im Interview genannten Herausforderungen im Beruf vorbereitet.
Tags: Social Media , Content Marketing , Online Marketing , redakteur