An der Kaffeemaschine mit... Niclas Kahlmeier
Dienstag, 17. März 2020 um 11:10 von Robert von Heeren in An der Kaffeemaschine
An unserer virtuellen Kaffeemaschine treffen wir heute unseren neuen Kollegen Niclas Kahlmeier. Niclas ist Full-Stack-Developer und erarbeitet gerade zwei neue Classes zum trendigen PHP-Framework Laravel, die er auch tutoriell betreuen wird. Lest in unserem Interview, was ihn am Webdevelopment im Allgemeinen und speziell an Laravel so begeistert, und wie seiner Meinung nach die Zukunft dieses Frameworks aussieht.
Niclas, was machst Du hauptberuflich?
Ich bin seit Oktober 2019 mit der Entwicklung von zwei neuen Laravel-Classes für den PHP Fernkurs Certified PHP Developer beschäftigt. Seit Februar 2020 bin ich in Vollzeit Teil des Teams der Webmasters Akademie und erarbeite neben der Kursentwicklung auch Softwarelösungen.
Was begeistert Dich an Deinem Job am meisten?
Ich liebe es, mich mit neuen Technologien und Trends auseinanderzusetzen und stetig Neues zu lernen. Am meisten schätze ich an meinem Job, diese Dinge ausprobieren zu können — das ist nicht selbstverständlich. Außerdem ist es immer ein schönes Gefühl, wenn ich etwas entwickle, womit anderen ihre Aufgaben und das Leben erleichtert werden.
Welche typische Aufgabe, die in Deinem beruflichen Alltag als Full-Stack-Entwickler häufig anfällt, erledigst Du besonders gerne?
Besonders gerne programmiere und erarbeite ich Lösungen, bei denen die Lösung nicht gleich auf der Hand liegt. Auch muss ich sagen, dass mir das Schreiben im Laufe der Entwicklung der Classes immer mehr ans Herz gewachsen ist. Es ist für mich eine ziemlich spannende Erfahrung, mal mit einem ganz anderen Ansatz an die Dinge heranzugehen.
Was ist derzeit Dein fachlicher Schwerpunkt?
Derzeit beschäftige ich mich intensiv mit dem PHP-Framework Laravel und mit Javascript.
Wieso ausgerechnet Laravel?
Dafür machen wir mal eine kleine Zeitreise und springen ins Jahr 2015 zurück: Ich war in der neunten Klasse, hatte noch keine Pläne für meine berufliche Zukunft und war auch nie der motivierteste Schüler. Die Welt der Programmierung hat bei mir mit Computerspielen angefangen: Mir hat nicht gefallen, wie ein Spiel funktioniert hat — ich wollte das Spiel so umbauen, dass es mir gefällt. Ich habe mir die Frage gestellt, wie solche Programme funktionieren.
Nach unzähligen Stunden in Dokumentationen, Büchern, Stack Overflow und Videotutorials stand irgendwann das Spiel und dessen Umbau gar nicht mehr im Vordergrund. Mein Interesse richtete sich mehr auf die Prozesse im Web und auf mobilen Geräten, ich wollte wissen wie dieses »Internet« funktioniert.
Nachdem ich das einigermaßen verstanden hatte, wollte ich selbst Webseiten erstellen. Meine erste Programmiersprache war PHP (für mich zählen HTML und CSS nicht als Programmiersprachen), danach folgte Javascript. Irgendwann wurde mir reines PHP zu aufwendig: Ein Framework musste her. Das war 2016. Ich habe angefangen Laravel zu lernen und habe es vom ersten Moment an geliebt. Die Architektur ist simpel und effizient, und es sind zahlreiche Funktionen integriert.
2017 habe ich dann meinen ersten richtigen Job bekommen. Für mich war das ein großer Schritt, aber auch der Beginn, tiefer und tiefer in die Thematik Webdevelopment einzusteigen. Ich habe, wie ich finde, im Laufe der Zeit zwei wichtige Dinge gelernt: Nur durch die praktische Anwendung wirst du besser, und gerade zu Anfang als Junior-Dev muss es jemanden geben, der dir eine Chance gibt. Niemand wird mit dem Wissen geboren. Gerade durch erfahrene Entwickler habe ich extrem viel gelernt. Mein Tipp an angehende Entwicklerinnen und Entwickler: Versucht euch nicht gleichzeitig an vielen verschiedenen Dingen. Lernt erstmal eine Sprache und ein Framework. Wenn ihr in der Lage seid, zu erklären, wie die Dinge funktionieren, und auch praktische Erfahrungen gesammelt habt, könnt ihr euch dem nächsten Thema widmen.
Wie sieht aus Deiner Sicht die Zukunft von Laravel aus?
Das ist eine schwierige Frage. Gerade haben wir die Version 7 von Laravel mit einigen spannenden Features erhalten. In meinen Augen sind es aber gerade Open Source Packages, Frameworks und Adapter wie Inertia und Livewire, die Laravel nach vorne bringen. Das Laravel-Ökosystem ist unfassbar riesig und komplex. Es gibt eine große, hilfsbereite Community, die Laravel an sich noch einmal enorm aufwertet. Es gibt natürlich auch Entwickler, die auf PHP herabschauen. Ich kann das für meinen Teil nicht verstehen — ja, ich weiß auch mit Node umzugehen — PHP ist aber nach wie vor die meistbenutzte Web-Programmiersprache. Laravel dominiert die Webindustrie enorm und ist aufgrund der Skalierbarkeit für viele Unternehmen die erste Wahl.
Ich denke, dass Laravel eine rosige Zukunft hat. Open Source ist einfach Klasse, und wir haben hier ein Framework, dass von Entwicklern für Entwickler gebaut wurde, um Prozesse zu vereinfachen. Wenn man sich die Entwicklung des Frameworks anschaut, fügt die Laravel-Community genau diejenigen Features hinzu, die tatsächlich gebraucht werden. Dadurch ist Laravel immer am Puls der Zeit.
Zeichnen sich hier für Dich derzeit bestimmte Trends ab?
»I strongly believe JavaScript is a requirement for excellent user experiences. Not good experiences, excellent experiences.« Dieses Zitat stammt von Freek van der Herten’s Kollegen Seb aus Freek’s Talk bei der Laracon Online 2020. Ich denke, der Trend im Frontend lautet Javascript, Javascript, Javascript … Es gibt zumindest jetzt keine wirkliche Alternative. Laravel bietet super Möglichkeiten, um APIs für das Frontend bereitzustellen. Im Frontend würde ich derzeit Vue oder React wählen. Aber auch auf Svelte sollte man ab und an mal ein Auge werfen. Und ja: Mit Laravel Blade kann man zwar ein Frontend schreiben, aber eben keines mit exzellenter Benutzererfahrung.
Der Trend geht im Frontend nach wie vor in Richtung SPAs. Wir müssen uns aber immer die Frage des Kosten-Nutzen-Aufwands stellen. Ein Frontend-Framework wie React fügt einem Projekt immer eine Menge Komplexität hinzu. Deshalb eignet sich Livewire für kleinere Projekte, um einen Möglichst geringen Overhead zu haben. Mit einem Adapter wie Inertia holen wir unsere SPAs in die Laravel-Applikation zurück, ohne eine API erstellen zu müssen. Das Ziel von beiden ist dasselbe: Wir versuchen die Komplexität zu verringern.
Zum Schluss noch etwas ganz anderes: Welches Netz-Fundstück hat Dich zuletzt zum Lachen, Nachdenken oder Umdenken gebracht?
Haha, da fällt mir spontan etwas ein, auch wenn es nicht im Zusammenhang mit Laravel steht. Ich habe den Artikel Old CSS, new CSS über die Entwicklung von CSS gelesen. Dabei geht es auch um die frühen Anfänge des Webdesign. Auch wenn ich zu dieser Zeit noch nicht gelebt habe, hat mich der Artikel wie kein anderer zum Nachdenken und zum Debattieren gebracht. Mir ist dabei vor allem aufgefallen, wie schnell die Zeit vergeht und vor allem wie schnell sich die Technologien ändern.
Vielen Dank für dieses interessante Interview und viel Spaß bei der Kursentwicklung!
Kontaktmöglichkeiten zu Niclas:
Tags: PHP , laravel , webdevelopment , Webentwicklung